Der Sommer in Berlin kann schon mal unerträglich heiß sein. Da ich weder zu viel Sonne noch zu viel Hitze vertrage, wollte ich dringend in eine kühlere Region. Narvik in Nordland schien geradezu perfekt zu sein. In Nordland ist nicht allzu viel los. Das wirkt sich allerdings auch auf den öffentlichen Personennahverkehr aus. Also hätte ich wohl einen Mietwagen nehmen nehme müssen. Das möchte ich mir im Urlaub aber nicht antun.
Wohin, wenn nicht nach Narvik? Die junge Frau im Reisebüro stupste mich nach und nach weiter in den Süden Norwegens. Olso, als größte Stadt Norwegens, fiel aus; Großstadt habe ich auch hier. Also sollte es nach Bergen, die regenreichste Großstadt Europas, gehen. Wo es rund 250 Tage im Jahr regnet, kann es nicht allzu heiß sein.
Aus Sicherheitsgründen startete der Flug von TXL nach OSL mit 30 bis 40 Minuten Verspätung. Das war kostbare Zeit, die mir beim Umsteigen in Oslo, abgezogen wurde. Mit etwas Hektik war es mir aber doch noch möglich, meinen Anschlussflug nach BGO zu erreichen. Meine Willkommens-Zigarette rauchte ich bei 25 °C.
Mit dem Flughafenbus ging es dann recht zügig ins Zentrum Bergens. Von der Zentralen Busstation zum Hotel waren es circa 200 m. Das Check-in im Hotel lief wie geschmiert; ratzfatz erledigt. Bis mich der junge Mann in der Rezeption fragte, ob er sonst noch etwas für mich tun könne.
Da fiel mir ein, dass Metallica am 2015-08-20 in Bergen auftreten werden. Das Konzert war bereits seit Ende Dezember 2014 restlos ausverkauft. Also fragte ich, ob es noch irgendeine Möglichkeit gäbe, an eine Eintrittskarte für das Konzert zu kommen. Eine Kollegin des Concierge habe ihn neulich informiert, dass sie noch ein paar Karten hätte.
Am nächsten Morgen, auf dem Weg zum Frühstück, informierte mich der Rezeptionist darüber, dass ich meine Karte im Schwesterhotel abholen könne. Zwei Stunden später hatte ich meine Karte zum regulären Preis erworben. Was für ein Glück!
Ich weiß nicht wie es passieren konnte, aber irgendetwas trieb mich zu Fuß auf den Fløyen. Auf dem Rückweg, nach unten, gönnte ich mir im Fløien Folkerestaurant einen Kaffee. Dabei stellte ich fest, dass es zu warm ist und ich einen üblen Sonnenbrand bekommen habe. Bilder vom Ausflug auf den Fløyen gibt es bei Flickr:
Auch der nächste Tag war zu warm. Für Europas regenreichste Stadt war es auch viel zu trocken; es regnete nicht. Im Zentrum waren an jeder Ecke Metalheads zu finde. Aus einem Restaurant am Hafen war seit dem Mittag laut und deutlich Metal-Musik zu hören. Ich muss gestehen, derartiges habe ich Berlin noch nicht erlebt.
Verbotene Fotos vom Metallica-Konzert gibt es ebenfalls bei Flickr:
Am 2015-08-21 war eher ein ruhiger Tag. Wenn ich mich richtig erinnere, hat es in der Nacht zu Freitag leicht geregnet. In der Touristen Information in Bergen organisierte ich mein Touristenwochende. Naja, das Gebäude Bergens Touristen Information sieht etwas seltsam aus:
Juhu, in der Nacht zum Samstag hat es richtig geregnet. Ich gönnte mir die Fjord-Tour Norway in a nutshell. Der zweite Teil des Programms war die Busfahrt über Stalheim nach Gudvangen. Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Ich sage nur: 800 Meter Wasserfall! Fotos durch die Scheiben des Busses habe ich mir erspart. Jeder sollte diese Tour mal mitmachen.
Der dritte Teil war die Fahrt mit einem Schiff durch den Nærøyfjord. Diese Landschaft ist einfach atemberaubend. Dazu gibt es auch ein paar Fotos bei Flickr:
Am Sonntag ging es mit einem Expressboot zur Baronie Rosendal. Das war aber nicht mein eigentliches Ziel. Ich war auf der Suche nach Steinen. Aber da die olle Sonne stach, als gäbe es kein Morgen mehr, war ich wohl unfähig Steinparken zu finden. Bilder vom Ausflug:
Am Montag zog es mich auf die Insel Herdla. Die Insel ist wahlweise mit Bus oder Boot erreichbar. Tja, hätte es mich nach der Ankunft auf der Insel nicht zum nordwestlichen Ende gezogen, hätte ich vielleicht auch noch ein paar besondere Vögel gesehen.
Aber auch sonst fand ich die Insel mächtig beeindruckend:
Der Dienstag war schon fast ein besonderer Tag. Es regnete zum ersten Mal auch tagsüber. Aber eben nur dann, wenn ich mich in einem Gebäude, zum Beispiel das Sjøfartsmuseum, befand. Die Temperaturen wurden langsam erträglich.
Am Mittwoch ging es mit der Stadtbahn nach Bergen Fantoft. Dort befindest sich die Stabkirche Fantoft. Das Bauwerk hat schon die eine oder andere Warmsanierung hinter sich. Auch davon gibt es Fotos bei Flickr:
Nachmittags besuchte ich noch den Rosenkranzturm, Teil der Festung Bergenhus. Während ich im Turm auf und wieder ab stieg, regnete es mal wieder. Als ich auf dem Dach des Turms war, regnete es immer noch.
Nach dem Turmbesuch eilte ich noch rasch zu meiner neuen Lieblingsbäckerei, um meinen täglichen Skillingsbolle zu kaufen. Und jetzt kommt’s: Auf dem Weg von der Bäckerei zum Hotel brauchte ich zum ersten Mal meinen Regenschirm! Es regnete zum ersten Mal als ich mich im freien bewegte.
Den Abend verbrachte ich in der Hotelbar. Ich drinnen, der Regen draußen.
Am Donnerstag ging es wieder nach Hause. Wieder mit dem Flughafenbus zum Flughafen. Ich hatte viel Zeit und bewegte mich langsam aber sicher zu meinem Gate. Als ich gerade Nachrichten las, vernahm ich von draußen ein Geräusch. Es war ein Donnerschlag. Es schüttete wie aus Eimern. Es kam mir ein wenig so vor, als hätte jemand beobachtet was der Regen-Tourist so macht. Und nur um den Touristen zu ärgern hat es nicht geregnet. Und als der Tourist endlich die Stadt verlässt, fiel der Regen, der in den vergangenen Tagen gesammelt wurde.
Als der Pilot das Flugzeug zur Startbahn führte und die Passagiere begrüßte, teilte er uns auch mit, dass unser Flug unter Nacht-Bedingungen, also unter Verwendung des Radar-Systems, geflogen wird.
Nachdem ich fast vier Jahre in den Bayerischen Alpen verbracht habe, war ich der Meinung, ich könnte Berge nicht mehr aushalten. Ich fand die Bergtäler, kurz vor der Grenze zu Österreich, auf Dauer einfach nur noch düster und beengend.
Aber diese felsige Landschaft in Norwegen finde ich absolut bezaubernd. So machen Berge wieder Spaß. Auch die Fjorde machen den Westen Norwegens so interessant. Eine Reise nach Norwegen kann ich nur empfehlen.
Alle Fotos meines Norwegen-Urlaubs gibt es – auch in hoher Auflösung – online.