Darum frage nicht: Was kannst du für dein Land tun, sondern: Was kann der Fußball für das Land tun?

Fußball gilt als schönste Nebensache der Welt. Angesichts der Hiobsbotschaften aus der Politik dürfte deshalb die bevorstehende WM in Kreisen der Bundesregierung für sehnsüchtig erwartete Entspannung sorgen. Endlich! Es ist ja nicht so, dass nicht genug zu tun wäre in diesem Land. Aber nachdem die Medien regelmäßig die mangelnde Entscheidungsfreude der Bundesregierung geißeln, nahm ausgerechnet der Bundespräsident seinen Hut, so schnell er konnte. Dann wurde Röslers Kopfpauschale abgeurteilt, und nun stehen sie da: Schlechte Nachrichten, wohin man blickt, und dann nicht mal ein politischer Erfolg in Sicht. Da kommt das Sportgetümmel der WM gerade recht. Findet zwar diesmal nicht hierzulande statt, aber seit 2006 dürfen die Bundesbürger sich ja wieder Deutschland-Fähnchen an den Balkon und an das Auto pappen. Das ist heute weniger ein politischer Akt als ein Teil des Spaßprozederes und sorgt auch noch für die dringend benötigte gute Stimmung. Für einen Monat werden die lieben Bürger jubeln, fiebern und schimpfen, sich aber einen feuchten Kehrricht um die Krankenkassenbeiträge und parteiübergreifende Streitigkeiten kümmern.

Insbesondere, dass die Wahl des Bundespräsidenten just in die WM-Zeit fällt, dürfte eine Atempause schaffen: Denn dann sitzen auch die meisten Redakteure lieber beim Public Viewing als vorm Bundeskanzleramt. Und wenn die WM vorbei ist, hat das Parlament ja auch bald schon wieder Sommerpause. Schön, dass es so was gibt.